SZ 03.02.97

Ringsgwandl-Operettchen

Steriler Witz

Ja, was is' jetzt nachad des? Eine ältliche, ins Dirndl verpackte Stimmungskanone kracht auf die Bühne und verkündet : 'Mein Humor, der schießt das Siegestor.' Das ist die Ländlerkönigin von der Ramsau, die Ex-Ex-Schönheitskönigin von Schnitzelreuth, oder mit eigenen Worten: 'Von Innsbruck bis Vorarlberg / heiß' ich der kleine Jodelzwerg.' Ihr Gegenüber, ein 'Egerlinger im Edelholzbüro', ist Fernsehboß und prüft die Anwärterin: 'Kennen sie den Königssee, das Echo siebenfach?' Die Antwort verschlägt nicht nur ihm die Sprache: 'Wenn ich da sing', haut's die Felsen runter mit am Krach.' Diese 'Bühnenzumutung' kommt ihm nicht in die Show. Und am Ende doch, für 29 Millionen bar auf die Hand. Schräg derb hat sich Quersänger und Musikdissident Georg Ringsgwandl sein Operettchen 'Die Ländler-Queen sieht Morgenrot' quasi mit dem Holzscheit zusammengereimt. Das quietscht und jault und liest sich wunderbar. Doch im Zerwirkgewölbe sinkt bei der Erstaufführung der für München erstellten Neufassung der aufsässige Witz in sich zusammen wie ein mißratener Gugelhupf. Denn die einstündige Satire auf TV und Volksmusik klingt ganz ernstgenommen nach wirklicher Operette. Das liegt schon am klassisch sterilen Arrangement der Parodie-Musik für Streicher, Klavier und Karinette, das meilenweit entfernt ist vom vertrauten Ringswandl-Sound. Warum nicht Quetschn, E-Gitarre, Hackbrett, Tuba? Genauso wirkt der klassische Gesangsstil von Gisela Ehrensperger und Fred Silla deplaciert, versetzt der Show einen bieder-bürgerlichen Anstrich. Auch wenn die Ehrensperger die besten bayerischen Voraussetzungen mitbringt, ihrer Polkakönigin zwischen Jodel-Riff und Walzer brutal den Rest zu geben - entweder traut sie sich nicht wirklich, oder Regisseur Michael Lerchenberg hat sie schwer ausgebremst. Die Doppelbödigkeit erhält in der steifen Faschings- Mache keine Chance, an die Oberfläche zu schwappen, der Wortwitz wirkt banal und nur selten lustig. Es fehlt an derber Direktheit, an Tempo, am Mut, den Witz der Lage todernst bloßzustellen. Wer Georg Ringsgwandl bisher nicht kannte, der hält ihn jetzt sicher für einen braven Enkel von Suppé, Millöcker, Fall und Konsorten. REINHARD J. BREMBECK