Landau. Sämtliche Register hat Georg Ringsgwandl am Donnerstagabend
beim Zeltfestival gezogen. Musikalisch unterstützt wurde er von den
"alten Giftlern".
Es gibt Ärzte, die arbeiten mit Tupfer und Skalpell, andere wiederum
stochern mit dem Bohrer in den Mündern anderer Leute herum. Diese
"Tugenden" hat der Arzt Ringsgwandl schon längst auf anderen Gebieten
ausgebaut. Scharf wie ein Skalpell schneidet er sich immer tiefer in sozialkritische
Themen. Wenn man ihn so sieht, traut man ihm das alles auf den ersten Blick
gar nicht zu. In Sachen Outfit ist er nicht vom Geschmack gesegnet. Ein
Hut in Form eines Nachttopfes, ein soft- lila Jacket, gelbes Hemd, grün-gemusterter
Binder, schwarze Hose, schwarze Schuhe mit goldenem Einsatz, in denen er
barfuß steht - so betritt der Meister der schrill-skurilen Auftritte
die Bühne.
Der Zuschauer meint auf den ersten Blick, ihn könne kein Wässerchen
trüben. Doch das ändert sich schnell. Ringsgwandl erzählt
von Peter Maffay, der mit seinen perversen Freunden aus den diversen einschlägigen
Massagesalons die Gegend unsicher macht, belästigt einen Kameramann
und klärt ihn darüber auf, dass das analoge Zeitalter längst
vorbei ist. Beleidigt will Ringsgwandl wissen, warum der Mann keinen Film
über den kleinen Mann oder Frau aus Niederbayern dreht. Dabei kann
er bitterböse werden und macht nicht einmal vor sich selber halt.
Als Ringsgwandl sich einmal verhaspelt, tippt er auf einen Defekt seiner
körpereigenen Festplatte oder auf einen Hirntumor. Oder war doch der
Tartar oder das Sushi schuld und er hat einen Fischbandwurmbefall im Gehirn?
Nach den Verbalattacken geht es musikalisch weiter mit Geschichten,
die das Leben schreibt, unterlegt mit fetzigem Rockn`Roll, Blues, Reggae,
Country- und Westerntönen oder mit gefühlvollen Liedern, bei
denen ihm die Zuhörer seine Geschichten förmlich von den Lippen
ablesen. Die Musik der Giftler macht den Kabarett-Abend perfekt.
Georg Ringsgwandl macht es schon längst nichts mehr aus, dass
sein englischer Gitarrist seit der Zeit, als sich BMW in England unbeliebt
gemacht hat, nur noch im Sitzen spielt. Er steht höchstens auf, wenn
es zum VIP- Zelt in die Pause geht.
"Dieser Journalist gehört abgewatscht" - Georg Ringsgwandl ist
mit der Berichterstattung einer großen Münchner Tageszeitung,
nicht ganz zufrieden. Denn Feuilleton versteht der Kabarettist nicht, Politik
ist ihm Wurst, und wenn ein Krieg ausbricht, merkt er es sowieso. Wenn
er jedoch den Sportteil liest, steigt bei ihm der Adrenalinspiegel weit
über das erträgliche Maß hinaus. Die Phantasie von Ringsgwandl
ist mannigfaltig, grenzenlos und reicht hin bis zum Strafdengeln auf einem
Bauernhof. Was ihn derzeit jedoch mehr beschäftigt, ist, einen neuen
Markt für sich zu eröffnen. Ringsgwandl will die Frauen für
sich gewinnen, die mehr durch innere, als durch äußere Werte
glänzen. Schönheit ist also relativ, da können auch T- Shirts-tragende,
mit alten Jogging-Hosen ausgestattete Damen in einem ganz anderen Licht
erscheinen.
Selbst mit dem Landtagsabgeordneten Wallner hat er Erbarmen und ist
für dessen Rehabilitierung. Vielleicht deswegen, weil Ringsgwandl
bereits an die nette Tierhomöopathin denkt, die bei Schwellungen aller
Art helfen kann.
Geholfen hat Georg Ringsgwandl denjenigen unter den knapp 500 Zuschauern,
die etwas missgelaunt gekommen waren: Sie verließen am Ende eines
ansprechenden Kabarettabends das Zirkuszelt bestens gelaunt.