PNP vom Samstag, 22. Juli 2000   Lokalteil Landau
 
Zeltfestival

Der Meister der schrill-skurillen Auftritte

Kabarettist Georg Ringsgwandl begeistert rund 500 Besucher mit seinen Ansichten von Sozialkritik, Popmusik und Rehabilitierung
Von Helmut Schwarzmeier

Landau. Sämtliche Register hat Georg Ringsgwandl am Donnerstagabend beim Zeltfestival gezogen. Musikalisch unterstützt wurde er von den "alten Giftlern".
Es gibt Ärzte, die arbeiten mit Tupfer und Skalpell, andere wiederum stochern mit dem Bohrer in den Mündern anderer Leute herum. Diese "Tugenden" hat der Arzt Ringsgwandl schon längst auf anderen Gebieten ausgebaut. Scharf wie ein Skalpell schneidet er sich immer tiefer in sozialkritische Themen. Wenn man ihn so sieht, traut man ihm das alles auf den ersten Blick gar nicht zu. In Sachen Outfit ist er nicht vom Geschmack gesegnet. Ein Hut in Form eines Nachttopfes, ein soft- lila Jacket, gelbes Hemd, grün-gemusterter Binder, schwarze Hose, schwarze Schuhe mit goldenem Einsatz, in denen er barfuß steht - so betritt der Meister der schrill-skurilen Auftritte die Bühne.
Der Zuschauer meint auf den ersten Blick, ihn könne kein Wässerchen trüben. Doch das ändert sich schnell. Ringsgwandl erzählt von Peter Maffay, der mit seinen perversen Freunden aus den diversen einschlägigen Massagesalons die Gegend unsicher macht, belästigt einen Kameramann und klärt ihn darüber auf, dass das analoge Zeitalter längst vorbei ist. Beleidigt will Ringsgwandl wissen, warum der Mann keinen Film über den kleinen Mann oder Frau aus Niederbayern dreht. Dabei kann er bitterböse werden und macht nicht einmal vor sich selber halt. Als Ringsgwandl sich einmal verhaspelt, tippt er auf einen Defekt seiner körpereigenen Festplatte oder auf einen Hirntumor. Oder war doch der Tartar oder das Sushi schuld und er hat einen Fischbandwurmbefall im Gehirn?
Nach den Verbalattacken geht es musikalisch weiter mit Geschichten, die das Leben schreibt, unterlegt mit fetzigem Rockn`Roll, Blues, Reggae, Country- und Westerntönen oder mit gefühlvollen Liedern, bei denen ihm die Zuhörer seine Geschichten förmlich von den Lippen ablesen. Die Musik der Giftler macht den Kabarett-Abend perfekt.
Georg Ringsgwandl macht es schon längst nichts mehr aus, dass sein englischer Gitarrist seit der Zeit, als sich BMW in England unbeliebt gemacht hat, nur noch im Sitzen spielt. Er steht höchstens auf, wenn es zum VIP- Zelt in die Pause geht.
"Dieser Journalist gehört abgewatscht" - Georg Ringsgwandl ist mit der Berichterstattung einer großen Münchner Tageszeitung, nicht ganz zufrieden. Denn Feuilleton versteht der Kabarettist nicht, Politik ist ihm Wurst, und wenn ein Krieg ausbricht, merkt er es sowieso. Wenn er jedoch den Sportteil liest, steigt bei ihm der Adrenalinspiegel weit über das erträgliche Maß hinaus. Die Phantasie von Ringsgwandl ist mannigfaltig, grenzenlos und reicht hin bis zum Strafdengeln auf einem Bauernhof. Was ihn derzeit jedoch mehr beschäftigt, ist, einen neuen Markt für sich zu eröffnen. Ringsgwandl will die Frauen für sich gewinnen, die mehr durch innere, als durch äußere Werte glänzen. Schönheit ist also relativ, da können auch T- Shirts-tragende, mit alten Jogging-Hosen ausgestattete Damen in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Selbst mit dem Landtagsabgeordneten Wallner hat er Erbarmen und ist für dessen Rehabilitierung. Vielleicht deswegen, weil Ringsgwandl bereits an die nette Tierhomöopathin denkt, die bei Schwellungen aller Art helfen kann.
Geholfen hat Georg Ringsgwandl denjenigen unter den knapp 500 Zuschauern, die etwas missgelaunt gekommen waren: Sie verließen am Ende eines ansprechenden Kabarettabends das Zirkuszelt bestens gelaunt.


©Landauer Neue Presse VerlagsGmbH