SZ Mittwoch, 21. Januar 1998

Hoferichter-Preis für Renate Just und Ringsgwandl

 Eine amüsante Ehrung
 Ausgezeichnete tragen Kostproben ihres Schaffens vor

 Von Elisabeth Höfl-Hielscher

Preisverleihungen sind im allgemeinen feierlich. Eine Ausnahme macht die jährliche Vergabe des Ernst-Hoferichter-Preises. Denn mit dem werden traditionell immer wieder auch Kabarettisten und andere Vertreter der leichten Münchner Muse bedacht. Und die revanchieren sich dann bei der Übergabe mit unterhaltsamen Programm-Kostproben. Das erklärt den Jahr für Jahr wachsenden Andrang. Diesmal war die Ehrung für die Preisträger 1998, die Journalistin und Reiseschriftstellerin Renate Just sowie den Volkssänger und Anarcho-Barden Georg Ringsgwandl, eigens ins Literaturhaus verlegt worden. Doch auch dort reichte der Platz kaum aus für den Ansturm des Publikums, das sich offenbar einen besonders amüsanten Abend versprach.
Diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Erst gab Oberbürgermeister Christian Ude in einer humorigen Ansprache einen kleinen Rückblick: Der Preis ist benannt nach dem 1966 gestorbenen Schwabinger Original und Autor („München – Stadt der Lebensfreude) Hoferichter und wurde von dessen Witwe Franzl gestiftet; er wird stets an dessen Geburtstag, dem 19. Januar, verliehen und ist mit je 10 000 Mark dotiert. Über die Vergabe entscheidet ein Beirat, dem neben dem OB und Kulturreferent Hummel einige anerkannte Feuilletonisten angehören. Einer von ihnen, Armin Eichholz vom Münchner Merkur , hielt die Laudatio auf den „lieben Herrn Doktor Ringsgwandl“ – der aus Reichenhall stammende „Punk-Kabarettist“ ist nämlich von Beruf Facharzt für Kardiologie. Als solcher habe er lange „den Blutdruck seiner Patienten gesenkt, als ’Gaudibursch vom Hindukusch‘ (so der Titel einer Ringsgwandl-Ballade) erhöhe er jetzt den des Publikums.
Der so Gerühmte revanchierte sich mit der herzzerreißenden Weise vom Räuber Matthias Kneißl, dessen letzte Worte vor der Hinrichtung bekanntlich lauteten: „Die Woche fängt gut an!“. Und danach mit einigen frechen Songs nach dem Motto: nicht fein, aber oho.
Eine sehr persönliche Laudatio hatte zuvor die Journalistin Christiane Grefe für Renate Just gehalten. Diese las ein Kapitel aus ihrem soeben erschienenen Buch „Einpersonentisch mit Aussicht“ vor. Eigentlich eine Elegie auf die Einsamkeit einer Langstrecken-Reporterin. Aber voller selbstkritischem Witz – und ebenfalls umwerfend komisch.