Hoferichter-Preis für Renate Just und Ringsgwandl
Eine amüsante Ehrung
Ausgezeichnete tragen Kostproben ihres Schaffens vor
Von Elisabeth Höfl-Hielscher
Preisverleihungen sind im allgemeinen feierlich. Eine Ausnahme macht
die jährliche Vergabe des Ernst-Hoferichter-Preises. Denn mit dem
werden traditionell immer wieder auch Kabarettisten und andere Vertreter
der leichten Münchner Muse bedacht. Und die revanchieren sich dann
bei der Übergabe mit unterhaltsamen Programm-Kostproben. Das erklärt
den Jahr für Jahr wachsenden Andrang. Diesmal war die Ehrung für
die Preisträger 1998, die Journalistin und Reiseschriftstellerin Renate
Just sowie den Volkssänger und Anarcho-Barden Georg Ringsgwandl, eigens
ins Literaturhaus verlegt worden. Doch auch dort reichte der Platz kaum
aus für den Ansturm des Publikums, das sich offenbar einen besonders
amüsanten Abend versprach.
Diese Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Erst gab Oberbürgermeister
Christian Ude in einer humorigen Ansprache einen kleinen Rückblick:
Der Preis ist benannt nach dem 1966 gestorbenen Schwabinger Original und
Autor („München – Stadt der Lebensfreude) Hoferichter und wurde von
dessen Witwe Franzl gestiftet; er wird stets an dessen Geburtstag, dem
19. Januar, verliehen und ist mit je 10 000 Mark dotiert. Über die
Vergabe entscheidet ein Beirat, dem neben dem OB und Kulturreferent Hummel
einige anerkannte Feuilletonisten angehören. Einer von ihnen, Armin
Eichholz vom Münchner Merkur , hielt die Laudatio auf den „lieben
Herrn Doktor Ringsgwandl“ – der aus Reichenhall stammende „Punk-Kabarettist“
ist nämlich von Beruf Facharzt für Kardiologie. Als solcher habe
er lange „den Blutdruck seiner Patienten gesenkt, als ’Gaudibursch vom
Hindukusch‘ (so der Titel einer Ringsgwandl-Ballade) erhöhe er jetzt
den des Publikums.
Der so Gerühmte revanchierte sich mit der herzzerreißenden
Weise vom Räuber Matthias Kneißl, dessen letzte Worte vor der
Hinrichtung bekanntlich lauteten: „Die Woche fängt gut an!“. Und danach
mit einigen frechen Songs nach dem Motto: nicht fein, aber oho.
Eine sehr persönliche Laudatio hatte zuvor die Journalistin Christiane
Grefe für Renate Just gehalten. Diese las ein Kapitel aus ihrem soeben
erschienenen Buch „Einpersonentisch mit Aussicht“ vor. Eigentlich eine
Elegie auf die Einsamkeit einer Langstrecken-Reporterin. Aber voller selbstkritischem
Witz – und ebenfalls umwerfend komisch.