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25.05.98 Georg Ringsgwandl - Die Tankstelle der Verdammten
Das Leben ist wie eine Tankstelle.
Und weil das Leben, wie jeder weiß, die Hölle ist, heißt
diese Tankstelle die "Tankstelle der Verdammten". Hier treffen sich alle,
die ihr Glück zu Schrott gefahren haben. Die vom Leben Besiegten -
die aber immer noch sinnlos und kindisch daran glauben, eines Tages doch
zu den Siegern, den Superstars des Planeten gehören. "Die Tankstelle
der Verdammten" heißt ein Musical des in Bad Reichenhall gebürtigen
und lange Zeit in Garmisch praktizierenden Oberarztes und Rockpoeten Dr.
Georg Ringsgwandl, der selbst die Hauptrolle spielt. Ein "Schrottmusical"
nennt der Dichter, Tonsetzer, Regisseur und Protagonist sein Werk - und
er machte seine Drohung wahr. "Die Tankstelle der Verdammten" ist eine
Hölle der deutschen Theaterkunst und ein bayerischer Himmel des ernsthaften
Blödsinns. Nach dem großen Erfolg in Köln und in München,
wo er jeweils wochenlang dieses Stück aufführte, beehrt uns Georg
Ringsgwandl nun auch im Sternenzelt.
So war's - der
Konzertrückblick: Eine Story von Versagern
und Faulenzern
1500 Sternenzelt-Besucher sahen Georg
Ringsgwandl Tankstelle der Verdammten.
Versager und Verbrecher, Dirnen, Drückeberger und Durchgeknallte, Mechaniker, Musiker, Möbelpacker und eine bedauernswerte Mutter - eine richtig "feine" Bagage also, die sich in Georg Ringsgwandls "Die Tankstelle der Verdammten" so auf der Bühne versammelt. Nach den großen Erfolgen in Köln und in München begeisterte das "Schrottmusical" auch am Montag rund 1500 Besucher im Sternenzelt.
Ort der Handlung ist eine Tankstelle nebst Werkstätte, auf der Bühne dargestellt durch einen alten Linienbus. Dort lungert Chuck (Georg Ringsgwandl), der ehemalige Kundendiensttechniker für Spielautomaten, der zwischendurch als Gitarrist einer Tanzband Karriere gemacht hat, rum. Er bringt seinen Hintern nur noch in die Höhe, um Schnaps und Bier in rauhen Mengen zu konsumieren und um gelegentlich ein "Flitscherl" aufzureißen. Weil er aber Bierflaschen auf sieben verschiedene Arten öffnen kann und unter gnadenloser Selbstüberschätzung leidet, wähnt er sich immer noch als tollen Typ. Sein Bruder Ivo, ehemaliger Bassist der Band, ist Besitzer einer bankrotten Disco und kein Gramm besser als sein Bruder. Frau Dreher, dargestellt vom brillanten Jörg Hube (Hauptdarsteller der bayerischen Fernsehserie "Löwengrube") geht trotz ihrer fast 70 Jahre jede Nacht zum Putzen, um sich über Wasser zu halten und um sich von ihren Söhnen das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen.
Angie (die mit Reizen nicht geizende Annika Pages) ist von Chuck schwanger, ihre anfängliche Liebe ist jedoch schnell verflogen und sie überlegt ob sie sich dem kriminellen Aufschneider Prittwitz an die Brust werfen soll. Dazwischen agiert der verschüchterte, weil und von allen Seiten getretene, Tino (Michael Tregor als genialer Trottel).
Zwischen Kabelbrand und Currywurst bewegt sich die Story im Mief geplatzer Träume, gescheiterter Beziehungen und proletarischer Existenz. Schrott, wo man hinschaut: Worte so leer wie Schall und Rauch, der immer wieder aufgeht, Versprechen so schmierig wie Fritten-Fett, Illusionen so billig wie Groschenromane. Und die Aussicht auf Besserung gleich null. Denn Chucks Philosophie lautet nun mal: Lieber sterben als arbeiten.
Die Musik, in bester Ringsgwandl-Manier, ist für das schräge Stück maßgeschneidert. Die Nummern "Soziale Ratte" oder "Die alten Rocknroller", bei der es zum großen Showdown kommt, haben durchaus Ohrwurm-Charakter.
Trotz hervorragenden Leistungen aller Beteiligten - dazu gehört auch die Band mit Klaus Reichardt, Thomas Zemek, Nick Woodland und Bodo Matzkeit - gab es aber auch vereinzelt Kritik. Vielleicht aufgrund falscher Erwartungen oder weil dem ein oder anderen die Geschichte zu abgefahren, zu desillusioniert ist.
Michael Buchholz